Hörerfrage – Mein Kind hört nicht auf bis es Aufmerksamkeit bekommt
In der heutigen Podcastfolge geht es um folgende Frage, die uns eine liebe Hörerin gestellt hat:
Meine Tochter (fast 2) ist ein sehr lebhaftes Kind und Einzelkind. Sie ist auch das einzige Kind in unserer Familie und bekommt entsprechend viel Aufmerksamkeit von allen Seiten und fordert diese Aufmerksamkeit auch aktiv ein. Wenn ich mit jemandem rede sagt sie immer „Mama nicht sprechen“, denn sie möchte, dass ich meine volle Aufmerksamkeit ihr widme. Gerne redet sie auch dazwischen oder schreit und wird laut und macht so auf sich aufmerksam. Ich versuche das oft zu ignorieren, aber meistens wird sie dann laut und bekommt schlussendlich die Aufmerksamkeit, die sie wünscht. Was kann ich dagegen tun? Wie kann ich meiner Tochter gegenüber auftreten und reagieren, so dass sie versteht, dass sich nicht immer die ganze Welt um sie drehen kann und ich nicht immer sofort springen kann, wenn sie es möchte. Ihr neues Lieblingswort ist „Jetzt“ und alles muss immer sofort sein.
Über eure Hilfestellung wäre ich sehr dankbar.
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Shownotes:
Der Podcast kurz und knapp (Skript)
Und nun zum Skript unserer Podcastfolge und zu unseren Antworten auf die oben genannte Hörerfrage:
Es ist verständlich, dass man als Mutter irgendwann an den Punkt kommt, dass man nur noch seine Ruhe haben möchte und dass man nachgibt, wenn das Geschrei des Kindes zu laut und zu stark wird.
Das was jedoch passiert, wenn man länger durchhält und immer erst ein wenig später (wenn das Kind schon länger Theater gemacht hat oder noch wütender reagiert) nachgibt, ist, dass das Kind lernt, dass es nur weiter machen muss und die Intensität erhöhen muss um das Ziel zu erreichen.
Das Kind hört nicht auf und wird auch in Zukunft immer weiter machen, weil es die Erfahrung macht, dass es nur durchhalten muss um ans Ziel zu kommen.
Es wird immer mehr austesten was es tun muss um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen, denn es hat die Erfahrung gemacht, dass es mit seinem Verhalten zum Ziel gelangt.
Vielleicht wird es dann in Zukunft auch gleich von Anfang an mit der höheren Intensität beginnen um vielleicht sogar schneller die Aufmerksamkeit zu bekommen. Eine Aufwärtsspirale, die man als Eltern gerne vermeiden möchte.
Wenn du als Mutter in einen entspannten Zustand gehen kannst und einfach durchhältst und dir angucken und anhören kannst mit was für Ideen dein Kind aufwartet, dann ist es eine Möglichkeit die Aufmerksamkeit deinem Kind erst zu geben, sobald es sich wieder beruhigt hat.
Das könnte jedoch bedeuten, dass du ein paar Wochen richtig „Stress“ hast, was viele Mütter -verständlicher Weise- nicht aushalten ;)!
Solltest du es jedoch nicht durchhalten, gibt es noch eine andere Möglichkeit, das Verhalten deines Kindes umzulenken.
Damit auch bei dir wieder mehr Ruhe einkehrt und du wieder mehr Freiheit hast, kannst du in sehr kleinen Schritten anfangen dein Verhalten anzupassen.
Sobald dein Kind dich ruft, kannst du z.B. sagen, dass du sofort kommst, sobald du das Glas in die Küche gestellt hast. Dabei ist es wichtig, dass du erstens auch wirklich nur das Glas in der Küche abstellst und dann sofort bei deinem Kind bist und dann mit ihm in Verbindung trittst.
Du musst sozusagen schneller sein als dein Kind, also bei ihm sein noch bevor es anfängt zu schreien, zu weinen oder etwas in die Ecke zu werfen.
Hier darfst du auch mal einen Musterunterbrecher verwenden, wie z.B. Stift fallen lassen und dein Kind bitten ihn aufzuheben oder es auch mal fragen, ob es sich kurz dazu setzt während du noch schnell den Satz zu Ende schreibst (und daran denken wirklich nur den Satz zu Ende zu schreiben).
Die kleinen Schritt sollten im Laufe der Zeit immer mehr ausgedehnt werden, so dass zwischen dem Rufen und deiner direkten Aufmerksamkeit immer etwas mehr Zeit vergeht.
So wird dein Kind mehr und mehr in der Lage sein, sich selbst zu beschäftigen, wird es lernen zu warten und das Vertrauen entwickeln, dass ihr miteinander verbunden seid.
Du solltest deinem Kind eine Alternative bieten, die du auch einhältst. Wenn du deinem Kind sagst, dass du gerade nicht kannst und erstmal unbedingt die Wäsche aufhängen musst, weiß dein Kind noch nicht, wann es deine Aufmerksamkeit bekommt. Daher sag ihm, dass sobald du …. erledigt hast für dein Kind da bist und halte dein Versprechen auch ein.
Hast du schonmal ausprobiert, was passiert wenn du nicht gleich darauf reagierst wenn dein Kind nach dir ruft?
Dein Kind hört nicht auf zu schreien oder Theater zu machen? Wirklich nicht?
Vielleicht kannst du einfach mal an einem Wochenende testen ob es wirklich noch schlimmer wird oder ob dein Kind nach ein paar Minuten aufhört, so dass du dann dein Kind auf den Schoß nehmen kannst und fragen kannst was es von dir wollte. Manchmal ist es auch gar nicht so schlimm, wie du vielleicht erwartet hast ;). Es geht NICHT um schreien lassen. Sondern darum, anders zu reagieren, als du es sonst tust. Schau mal was es alles ausprobiert und manchmal kann das auch ziemlich lustig sein und du kannst innerlich ein bisschen lachen, bevor es sich beruhigt. Es gibt viele verschiedene Formen der Aufmerksamkeit. Mit deinem Kind sprechen, ohne es sofort hochzunehmen. Dein Kind anschauen. Mit deinem Kind singen. Probiere doch verschiedene Stufen der Aufmerksamkeit aus.
Und nun noch einen Tipp für dich.
Wenn dein Kind sich gerade friedlich beschäftigt und ruhig ist, nutzen viele Eltern -verständlicher Weise- die Möglichkeit ganz viel zu erledigen.
Da wird das Paket für die Post fertig gemacht, noch schnell die Küche sauber gemacht, die Wäsche aufgehängt, der Freundin geschrieben und vieles mehr. Und solange das Kind ruhig ist, kommt oft der Gedanke: „Das schaffe ich jetzt auch noch schnell“.
Wartest du jedoch so lange ab und schmeißt den Haushalt bis dein Kind deine Aufmerksamkeit wieder einfordert, notfalls auch mit Geschrei, dann verpasst du eine wunderbare Möglichkeit deinem Kind Aufmerksamkeit zu schenken wenn es ruhig spielt und sich alleine beschäftigt.
Verhalten folgt Aufmerksamkeit und wenn du dich zwischendurch kurz zu deinem Kind setzt und es vielleicht berührst und einen Moment mit ihm spielst oder einfach nur neben ihm sitzt und in Verbindung trittst, dann wird es das unbewusst wahrnehmen und mit der Zeit sein Verhalten anpassen.
Schenk deinem Kind Aufmerksamkeit auch dafür, dass es ruhig spielt.
Zusätzlich möchten wir nochmal erwähnen, dass Kinder sehr stark durch Nachahmung lernen! Beobachte mal, wo du hektisch bist und von deinem Kind erwartest, dass es sofort kommt und alles stehen und liegen lässt.
Wo bist du ungeduldig im Alltag und kannst nicht warten und bekommst vielleicht schlechte Laune weil etwas nicht sofort funktioniert?
Wir wünschen dir viel Spaß beim Umsetzen und falls du dich noch nicht für unsere 5 Tipps eingetragen hast, kannst du das hier nachholen :).