Mein Kleinkind haut ein anderes Kind, weil es das im Kindergarten beobachtet hat. Da Kinder gerne durch Nachahmung lernen, kann es sein, dass sie natürlich auch ein unerwünschtes Verhalten nachahmen. Vielleicht fragst du dich auch: „Was kann ich tun, wenn mein Kind haut?“ Dann ist diese Podcast-Folge genau richtig für dich! Denn heute gehen wir darauf ein, wie du reagieren kannst, wenn dein Kind haut, dein Kind beisst, schlägt oder tritt.
Blogartikel zur Podcast-Episode
(Wenn du alle Informationen haben möchtest, dann hör gerne in den Podcast rein)
Was kannst du tun, wenn sich dein Kind ein aggressives Verhalten im Kindergarten abgeschaut hat und dieses Verhalten bei anderen Kindern ausprobiert?
Wir würden vorab gerne einen Unterschied machen. Denn wenn dein Kind aus Nachahmung ein Verhalten wie hauen, beißen, schlagen oder treten zeigt, dann entsteht dieses nicht aus einer Aggression heraus. Wenn wir uns anschauen, wie aggressives Verhalten bei Kleinkindern entsteht, dann können wir bei der Nachahmung erkennen, dass es sich um ein Austesten handelt und nicht um eine Aggression oder Wut.
Vielleicht hat dein Kind beobachtet, wie ein Kleinkind haut und dadurch etwas von einem anderen Kind bekommen hat.
Oder es möchte z.B. gucken, ob die Eltern genauso auf dieses Verhalten reagieren, wie es die Erzieher im Kindergarten getan haben. Also ob diese Grenze, die das andere Kind im Kindergarten erfahren hat auch im häuslichen Umfeld gilt.
Zeigt dein Kind ein unerwünschtes Verhalten wie z.B. anderen Kindern oder Erwachsenen wehzutun, dann darfst du dir etwas wichtiges vor Augen halten.
Kinder beobachten den ganzen Tag wie die Welt funktioniert, weil sie sich in ihr zurecht finden wollen.
Es fragt unbewusst, unter anderem mit seinem Verhalten, was es darf und was es nicht darf. Was funktioniert gut von dem was ich mache und was nicht. Denn Ziel eines jeden Menschen ist es sich so in der Welt zu bewegen, dass er sich sicher fühlt, „überleben“ kann und dass das eigene Handeln einen Sinn hat.
Unter diesem Gesichtspunkt und aus dem Wissen heraus, dass Kinder aus Erfahrung lernen, könnte eine legitime Reaktion sein zu sagen „Nein, so nicht“ wenn dein Kleinkind haut! Es braucht auch keine großen Erklärungen, weil zu viel reden dafür sorgt, dass das Gehirn von Kleinkindern abschaltet und Eltern ihr Kind mit den Worten nicht erreichen.
Klare Ansagen und klare Aussagen sorgen dafür, dass dein Kind die Information verarbeiten kann und entsprechend sein Verhalten anpassen kann.
Daher sollte der Umfang einer Erklärung immer vom Alter des Kindes abhängig sein und entsprechend angepasst werden. Denn dann würde dein Kind verstehen, dass dieses Verhalten in der Welt, in der es unterwegs ist nicht zum Ziel führt und merken, dass es ein ungewolltes Verhalten ist.
Fühlt man sich verpflichtet bei aggressivem Verhalten bei Kleinkindern einzugreifen um das andere Kind zu schützen, weil es mit den eigenen Werten nicht übereinstimmt oder weil andere erwarten, dass man sofort eingreift, dann braucht es nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit für diese Situation – besonders dann nicht, wenn diese Situation zum ersten Mal vorkommt.
Halte dir vor Augen, dass es nur ein Verhalten ist, wenn dein Kleinkind haut und dass dieses Verhalten zwar unerwünscht ist, es dein Kind jedoch nicht zu einem aggressiven Kind macht.
Vielleicht reicht am Anfang bereits ein „nein, so nicht“ aus um das Verhalten deines Kleinkindes zu stoppen wenn es haut. Haut dein Kleinkind immer mal wieder, dann kannst du mit deinem Kind auch nach Hause gehen, damit für dein Kind eine negative Konsequenz folgt und es aus Erfahrung lernen kann. Auch das braucht nur eine kurze, klare Erklärung, die dein Kind auch erfassen kann.
Wichtig ist jedoch, was danach zu Hause passiert.
Vielleicht warst du als Mutter mit dieser Situation, dass dein Kleinkind haut, ein wenig überfordert und hast nicht so reagiert, wie du es dir im Nachhinein gewünscht hättest.
Das ist nicht schlimm! Denn später zu Hause -vielleicht wenn dein Kind schläft oder du ein wenig Ruhe für dich hast- kannst du nochmal über diese Situation nachdenken und dir überlegen, wie du in Zukunft reagieren möchtest. Das hat einen großen Vorteil, denn wenn du dieses einmal durchdenkst, dann kannst du beim nächsten Mal anders reagieren, weil du auf eine erdachte Erfahrung zurückgreifen kannst. Es kann sein, dass du feststellst, dass es gar keinen weiteren Handlungsbedarf gibt und dass du erstmal abwarten möchtest ob es sich nochmal wiederholt, dass dein Kleinkind haut. Ebenfalls kannst du dir überlegen ob dein Kind vielleicht eine Hilfe braucht um zu verstehen, dass dieses Verhalten so nicht funktioniert oder ob es andere Optionen braucht um sein gewünschtes Ziel (z.B. Sandförmchen des anderen Kindes zu bekommen) zu erreichen.
Kommt es öfter vor, dass dein Kind andere Kinder oder Erwachsene schlägt, weil es das bei anderen beobachtet hat?
Dann kannst du dir überlegen, welche Maßnahmen für dich geeignet erscheinen um die anderen Kinder und Erwachsenen zu schützen. Das kann sein, dass es vorerst keinen Spielplatzbesuch gibt und sich dein Kind übergangsweise mit nur einem Kind verabredet. Dann kannst du rausbekommen wann dein Kind so reagiert und Schritte festlegen, die deinem Kind helfen diese Verhaltensweise abzulegen und in Zukunft anders zu handeln.
Eine schöne Möglichkeit ist, mit deinem Kind mal drüber zu sprechen und dein Kind zu fragen, warum es das andere Kind gehauen hat.
Damit zeigst du deinem Kind, dass du das Verhalten nicht pauschal verurteilst, sondern dass du verstehen möchtest was dahinter liegt, wenn dein Kleinkind haut. Denn es gibt für jedes Verhalten einen Grund. Es ist eine schöne Variante das Kind erzählen zu lassen und immer mal wieder nachzufragen, weil so das Kind aus seiner Sicht vielleicht sogar eine Lösung findet bzw. selber feststellt, dass es bessere Optionen gibt sich zu verhalten. Dazu muss die Lösung, die dein Kind findet nicht perfekt sein, sondern es ist wichtig, dass dein Kind lernt selber Lösungen und andere Handlungsoptionen zu finden, die es ausprobieren kann um ein Ziel zu erreichen.