Frustrationstoleranz ist ein häufig genutzter Suchbegriff im Internet und wird viel verwendet im Zusammenhang mit ADHS.
Scheinbar gibt es viele Familien, in denen Kinder eine niedrige Schwelle dieser Eigenschaft besitzen oder Eltern, die sich Sorgen machen, dass ihr Kind mal keine Frusttoleranz haben wird.
Daher möchten wir Dir hier ein paar Tips geben, wie Dein Kind diese Eigenschaft erlernt, sogar von ganz alleine und leichter, als Du vielleicht gedacht hast! Es ist ein natürlicher Prozess, in den viele Eltern eingreifen und dadurch verhindern, dass ihr Kind manche Dinge im Leben früh genug erfährt!
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Vielleicht hast auch Du bei Deinem Kind beobachten können, dass es in verschiedenen Situationen Frust hat, wenn es nicht gleich zum Ziel kommt oder Du konntest es bei anderen Kindern hautnah miterleben ;)?
Eine der grundlegenden Dinge um diese Toleranz zu erlernen ist, dass Kinder durch ausprobieren lernen.
Durch ausprobieren heißt, dass sie selber rausbekommen dürfen wie sie das gewünschte Ziel erreichen! Ein Ziel kann z.B. sein, einen Turm aus Bauklötzen zu bauen, die Schuhe zu zumachen oder auch Blumen im Garten einzupflanzen. Hat das Kind die Möglichkeit durch Versuch und Irrtum rauszubekommen, wie es das Ergebnis erreicht, wird es dadurch viel mehr lernen, als nur einen Turm zu bauen oder Blumen einzupflanzen. Das Kind wird lernen, dass es etwas anderes ausprobieren muss, einen anderen Weg gehen muss, wenn der erste Versuch missglückt ist. Es wird sich eine andere Möglichkeit überlegen wie es das Ziel erreichen kann und einen neuen Anlauf nehmen. Und hat es auch damit keinen Erfolg wieder aufs Neue mit einer anderen Idee starten -ein fantastischer Prozess, wenn man ihn als Außenstehender kommentarlos beobachten kann :)!
Leider ist es häufig so, dass Erwachsene in diesen Prozess eingreifen und anfangen dem Kind zu helfen mit Ratschlägen oder damit, dass sie vormachen wie es funktioniert.
Plötzlich wird aus dem missglückten Versuch ein Fehler und er ist nicht mehr einzig und allein das was er sein sollte -ein Feedback, dass es so nicht funktioniert und dass man etwas anderes ausprobieren darf! Schade, ist doch genau diese Erfahrung mit Kreativität zum Ziel zu kommen und immer wieder aufzustehen und einen neuen Anlauf zu nehmen genau das, was Kindern mit wenig Frustrationstoleranz fehlt! Kommt dann noch hinzu, dass Eltern neben den vielen Erklärungen sofort auf die Frustration reagieren und das Kind beruhigen und ihnen sogar alles abnehmen was zu erreichen war, bekommt es maximale Aufmerksamkeit für ein unerwünschtes Verhalten und zwei Grundbedürfnisse treffen zusammen. Einmal das Grundbedürfnis nach Wachstum und Weiterentwicklung, welches nicht befriedigt wird und auf der anderen Seite, das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, was dafür sorgt, dass das Kind diese Verhaltensweise, nämlich das „Theater“ wieder zeigen wird, weil es dadurch maximale Aufmerksamkeit bekommt! Eine wahrlich schlechte Kombination, weil nicht nur die Erwachsenen der Entwicklung von Geduld und Frustvermeidung entgegenwirken, sondern weil sich bei dem Kind zusätzlich eine Verhaltensstruktur bildet, die dafür sorgt möglichst schnell in Frust zu verfallen, weil es dadurch die emotional aufgeladene Beachtung der Erwachsenen bekommt!
Was wir Dir also heute sehr stark ans Herz legen möchten ist, dass es wichtig ist Dein Kind durch Versuch und Irrtum lernen zu lassen.
Du kannst ihm diese Erfahrung nicht durch Erklärungen schenken, sondern Erfahrungen muss Dein Kind selber machen um daran zu wachsen!
Der Körper wird von Glückshormonen durchflutet, wenn Dein Kind das Ziel alleine oder mit minimaler Hilfe erreicht hat und auch Probleme selber lösen kann. Dieses Glücksgefühl sorgt dafür, dass Dein Kind mehr davon haben möchte, es möchte mehr ausprobieren und mehr Erfolge feiern, es ist ein selbstbelohnender Prozess. Dieser Prozess sorgt unter anderem dafür, dass Dein Kind eine sehr hohe Frusttoleranzschwelle bekommt, dafür dass es Selbstbewusstsein aufbauen kann und dafür, dass die Selbstwirksamkeitserwartung, die Erwartung alles schaffen zu können, steigt!
Grund genug, sich öfter zurückzuziehen und Dein Kind leise zu beobachten bei einem Verhalten, welches es schon vor der Geburt im Mutterleib zeigt -selbstorganisiert in Verbundenheit zu wachsen!
Wir wünschen Dir viel Spaß dabei diesen wundervollen Prozess zu beobachten!
Herzlichst
Miriam und Cathrin