Ist Bestrafung im Kindergarten üblich, damit Kinder nach den Vorstellungen der Erzieher handeln? Diesmal hat uns eine Hörerfrage erreicht, auf die wir in dieser Episode eingehen werden. Häufig wird in Kindergärten mit Belohnungs- und Bestrafungssystemen dafür gesorgt, dass der Kindergarten-Alltag so reibungslos wie möglich verläuft. Doch muss man sich als Mutter sorgen machen, wenn dem eigenen Kind das heißgeliebte Kuscheltier entzogen wird, damit es das macht, was die Erzieher wollen? Viele empfinden es als „halb so schlimm“ doch ist es das wirklich? Wo sind deine Grenzen als Mutter und was ist die Lösung, wenn es auch in der Kindertagesstätte deines Kindes vorkommt?
Wir wünschen dir viel Spaß beim Hören
deine Miriam und Cathrin
Blogartikel zum Podcast (Im Blogartikel findest du nicht alle Informationen aus der Podcast-Episode. Daher hör doch gerne auch in den Audiobeitrag rein)
Die Frage einer Podcasthörerin hat uns diesmal sehr berührt.
Was wir immer wieder lesen oder hören ist, dass mit Bestrafung im Kindergarten gearbeitet wird.
Und genau darum geht es diesmal in unserem Blogbeitrag.
Es geht um ein Mädchen, welches 16 Monate alt ist und gerne in den Kindergarten geht.
Bis auf eine Erzieherin, die auch der Mutter nicht ganz so sympathisch ist, kommt das Kind mit den Erziehern super zurecht. Da Kinder in diesem Altern ja auch schon ihren eigenen Willen entwickeln, kommt es manchmal dazu, dass das Mädchen nicht das macht, was die Erzieher von ihr wollen.
Um dafür zu sorgen, dass die Kleine kooperiert, wurde ihr das Lieblingsstofftier weggenommen und der Mutter erklärt, dass sie das auch in Zukunft machen würden, wenn die Kleine bockig wäre. Und ich glaube jede Mutter weiß, welche Bedeutung ein Lieblingsstofftier für Kinder haben kann. Beziehungsaufbau, Sicherheitsanker, Wohlgefühl, sind häufige Verknüpfungen zu Stofftieren und Schnuffeltüchern. Dadurch werden diese Dinge für Kinder elementar wichtig, wenn Bezugspersonen nicht vor Ort sind.
Bestrafung im Kindergarten wird häufig angewendet, damit Kinder in Systemen dieser Art funktionieren.
Doch Kinder können in diesem Alter die Zusammenhänge noch nicht verstehen und so handeln sie ausschließlich aus Angst so, wie die Erwachsenen es erwarten.
Wir finden nicht, dass man Bestrafung im Kindergarten akzeptieren muss.
Und wir finden auch, dass es keine Kleinigkeit ist, einem Kind ein Stofftier wegzunehmen, was so eine starke Bedeutung hat. Bestrafung im Kindergarten oder in der Krippe gehört einfach nicht mehr in die heutige Zeit und wir müssen das auf keinen Fall akzeptieren.
Viel zu oft wird gesagt, dass das doch nicht so schlimm ist und dass das Kind da einfach durch muss.
„Wir sind doch auch alle groß geworden“ ist in diesem Zusammenhang häufig ein gut gemeinter Kommentar.
Doch wie geht man damit um wenn Bestrafung im Kindergarten eingesetzt wird?
Erzieher müssen gucken, dass das System im Kindergarten und in der Krippe funktioniert und möglichst reibungslose Abläufe schaffen, um so viele Kinder mit so wenig Personal managen zu können.
Als erstes sollten wir alle ein großes Herz um alle Erzieher machen.
Denn für sie ist es keinesfalls leicht und sie haben kaum eine Chance so zu handeln und mit den Kindern umzugehen, wie sie es am liebsten tun würden. Viele Erzieher die wir kenne haben wundervolle Einstellungen. Sie können ihre Vorstellungen nur nicht umsetzen, weil sie in dem System Kindergarten häufig an ihre Grenzen stoßen.
Wenn alle Kinder einer Gruppe einen Ausflug mit den Erziehern machen und einige sind gerade bockig und wollen sich nicht anziehen lassen, handeln die Erwachsenen also auch nur aus der Erfahrung und aus den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten heraus. Nicht weil sie es böse meinen, sondern häufig weil sie selber unter Druck stehen oder alte Erziehungskonzepte verinnerlicht haben.
Haben Erzieher die Vorannahme, dass Kinder sie ärgern wollen, dann gehen sie in den Gegenangriff.
Die sogenannte Trotzphase impliziert für viele, dass das Kind stur und bockig ist. Doch das was Kinder in diesem Alter dazu bringt so zu handeln ist die Entdeckung des eigenen Willen oder der Frust darüber, dass sie etwas nicht alleine machen dürfen oder können. Auch wenn viele Erwachsene das so empfinden, dass das Kind bockig ist und damit gegen sie „arbeitet“, so ist es nicht!
Das heißt nicht, dass das Kind immer all das bekommt, was es haben will, sondern es geht um eine achtsame Begleitung, die neue Möglichkeiten eröffnet. Es ist wichtig für Kinder in so einer Situation da zu sein und ihnen durch das Gefühl durchzuhelfen, anstatt wie hier mit Bestrafung im Kindergarten dem entgegen zu wirken.
Doch was ist nun die Lösung für Mütter, die feststellen, dass mit Bestrafung im Kindergarten ihres Kindes gearbeitet wird?
Auf jeden Fall dürfen Mütter ersteinmal festlegen wo ihre Grenzen sind, einen guten Richtwert gibt da das eigene Bauchgefühl. So wie bei unserer Podcasthörerin bei der durch den Entzug des Stofftieres die Grenze überschritten wurde.
Ist die Grenze erreicht oder überschritten worden, sollte auf jeden Fall ein Gespräch geführt werden.
Doch wie viele wissen, gibt es große Unterschiede in der Kommunikation und daher auch im Resultat. Angreifen und energisch etwas einfordern sorgt häufig für Gegenwehr und bringt einen nicht ans Ziel. Gerade Erzieher und Lehrer führen häufig Gespräche mit Eltern, in denen sie angegriffen werden und in denen ihre Kompetenz angezweifelt wird.
Greift man Erzieher im Gespräch an, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering Erfolge zu erzielen.
Daher haben wir hier folgende Tipps für dich, die du anwenden kannst, wenn du ein Gespräch führen musst, weil Bestrafung im Kindergarten auch ein Thema bei euch ist.
- Hab deine Intention klar. Mach dir klar was dein Ziel ist und mit welcher Energie du in das Gespräch gehen möchtest. Als Mutter genervt, angespannt oder wütend in dein Gespräch zu gehen ist keine gute Idee.
- Mach ein Herz um die Erzieher, gerade dann wenn du eine Erzieherin nicht magst. Geh aus dem Kampf raus und finde die Dinge, die super sind. Was kannst du an der Erzieherin wertschätzen und wo macht sie tolle Arbeit? Tust du das, wird sich deine Energie ihr gegenüber verändern und sie wird sich auch in ihrer Kompetenz anerkannt fühlen.
- Sieh dich mit den Erziehern als Team. Dann wird es möglich gemeinsam eine Lösung zu finden um die Welt im Kindergarten für dein Kind wieder mit guten Gefühlen zu füllen. Sich auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu finden ist viel leichter, als wenn zwei Fronten auf einander prallen.
- Sollte es keine Lösung geben und ihr findet nicht zusammen, dann ist es auch vollkommen in Ordnung, wenn du nach anderen Möglichkeiten guckst. Es gibt mehr Betreuungsmöglichkeiten als du vielleicht jetzt noch denkst – mach deinen Blick weit ;)
Beim Umsetzen unserer Tipps wünschen wir dir viel Erfolg
deine Miriam und Cathrin