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Wieviel Aufmerksamkeit braucht ein Kind

Jesper Juul hat es so schön geschrieben: „Junge Kinder holen sich so viel Aufmerksamkeit wie sie können, aber Gott sei Dank brauchen sie nicht so viel Aufmerksamkeit wie sie wollen!“

Eine tolle Aussage, weil Eltern irgendwann an den Punkt kommen, nicht mehr in der Lage zu sein, jedes einzelne Bedürfnis des Kindes zu befriedigen und alles stehen und liegen zu lassen. Kinder dürfen lernen, nicht immer im Mittelpunkt zu stehen und auch die Bedürfnisse der Eltern zu akzeptieren. Das ist ein Lernprozess, den Kinder in ganz kleinen Schritten durchlaufen dürfen. Wieviel Aufmerksamkeit ein Kind braucht, fragen sich viele Eltern und daher haben wir diesen Satz von Jesper Juul für diese Podcast-Episode aufgegriffen.

Viel Spaß beim Hören wünschen dir

Miriam und Cathrin

Dieser Podcast erscheint wöchentlich. Wie du ihn ganz leicht auf deinem Smartphone abonnieren kannst erfährst du hier.


Shownotes:

Skript Folge 136

(Leider haben wir im Skript nicht immer alle Informationen aus dem Podcast zusammentragen können. Daher empfehlen wir dir, die gesamte Folge anzuhören. Oben findest du den Player dieser Folge ;))

Heute geht es um eine Aussage von Jesper Juul, die das Thema Aufmerksamkeit und die Frage „Wieviel Aufmerksamkeit braucht ein Kind“ behandelt.

„Junge Kinder holen sich so viel Aufmerksamkeit wie sie können, aber Gott sei Dank brauchen sie nicht so viel Aufmerksamkeit wie sie wollen!“

Kinder wollen viel Aufmerksamkeit, weil es das Grundbedürfnis nach Verbundenheit befriedigt und sie müssen lernen, auch später im Leben damit zurecht zu kommen, dass sie nicht immer von jedem die volle Aufmerksamkeit bekommen. Das dürfen Kinder in jungen Jahren in ganz kleinen Schritten lernen.

Direkt nach der Geburt, in der ersten Zeit braucht ein Kind die volle Aufmerksamkeit der Mutter oder die des Umfeldes, weil die Mutter natürlich nicht ununterbrochen zur Verfügung stehen kann.

Daher ist es immer gut, ein Umfeld zu haben, welches einen unterstützt. In dieser Zeit heisst Aufmerksamkeit einfach da zu sein und auf die Bedürfnisse des Babys zu hören, weil es in den ersten 9 Monaten nach der Geburt noch die gleichen Bedürfnisse hat wie im Mutterleib.

Irgendwann kommt der Punkt, wo die Mutter das nicht mehr leisten kann, ununterbrochen jedes einzelne Bedürfnis des Kindes zu befriedigen und immer wenn es irgendetwas hat sofort zu springen. Dann wird sie sich die Fragen stellen: „Wieviel Aufmerksamkeit braucht ein Kind denn nun?“

Ist es überhaupt gut für Kinder, wenn sie ständig die volle Aufmerksamkeit bekommen oder lernen sie dann nicht, dass sich alles nur um sie dreht und dass immer ,wenn sie mit der Hand schnippen sofort jemand da ist?

Die Aufmerksamkeit zu reduzieren, darf sich ganz langsam steigern. So ist es am Anfang schon ein Lernprozess für das Kind, dass es nicht immer Mama sein muss, die das Bedürfnis befriedigt.

Das Kind darf lernen, dass auch Papa oder Oma und Opa, Tante, Onkel oder die beste Freundin von Mama es mal beruhigen können. Das sind auch Lernprozesse in denen es ein Stückchen weiter unabhängig von der Mutter wird.

Die Schritte dürfen so klein sein, dass es dem Kind leicht fällt. Es wird immer mal wieder Situationen geben, in denen das Kind ein wenig quengelt, weil etwas anders ist als sonst und es das Gewohnte haben möchte.

Hierbei geht es um die innere Haltung. Sobald wir anfangen es als Erziehung zu sehen, weil wir der Meinung sind, dass es an der Zeit ist, dass das Kind lernen muss, dass …., sind wir nicht mehr im Kontakt mit dem Kind und bekommen nicht mehr mit, was gerade das Bedürfnis des Kindes ist. Ebenso bekommen wir nicht mit, was das eigene Bedürfnis ist. Dann haben wir kein Gefühl dafür, was der nächste natürliche kleine Schritt wäre. Dann ist man im Kopf und überlegt, was jetzt erreicht werden muss. Und dass ist dann leider oft unabhängig davon, wo das Kind gerade in seiner Entwicklungsstufe steht, weil es eine von außen aufgestülpte Erziehung ist.

Wenn man jedoch in tiefer Verbindung mit dem Kind und mit sich selbst ist und man darauf hört, was für einen selber wichtig ist, dann kann man spüren, ob der Schritt für das Kind in Ordnung ist.

Hast du Kinder, die schon älter sind und das nicht so gewohnt sind auch mal keine Aufmerksamkeit zu bekommen, dann kannst du das natürlich übertragen. Auch dann müssen die Schritt so klein sein, dass es dein Kind kaum merkt. Es soll weder für dein Kind, noch für dich anstrengend oder ein Kampf sein, sondern es soll ein Lernprozess sein, der sich für alle gut anfühlt.

Vielleicht kannst du hinterfragen wieviel Aufmerksamkeit dein Kind wirklich braucht und wieviel es von dir bekommt. Dann kannst du überlegen, wo es sinnvoll ist den ersten kleinen Schritt zu gehen.

Wieviel Aufmerksamkeit braucht ein Kind? Das ist individuell und daher gibt es auch hier keine Vorgabe, an die du dich halten kannst.

Du darfst auch im Auge behalten, dass du deinem Kind keinen Gefallen tust, wenn du dich auslaugst und eure Partnerschaft darunter leidet, weil sich alles nur noch ums Kind dreht. Denn dein Kind merkt, wenn die Stimmung schlecht ist, wenn du oder dein Partner angespannt ist. Das ist für dein Kind sehr unangenehm und dein Kind wird vielleicht das Gefühl haben, dass es falsch ist und dass es euch etwas nicht recht machen kann. Daher solltest du deine Bedürfnisse, die des Partners und die eurer Partnerschaft genauso ernst nehmen wie die des Kindes.

Die Erkenntnis, die wir aus dem Satz von Jesper Juul mitnehmen können ist, dass das Kind nicht alles braucht was es einfordert. Du bist also keine schlechte Mutter, weil du deinem Kind nicht immer sofort die Aufmerksamkeit gibst, die es haben möchte.

Grundvoraussetzung ist natürlich immer, dass die Grundbedürfnisse im großen und ganzen in der Familie befriedigt werden und ihr in Verbindung seid – doch davon gehen wir aus ;)!