Ist die 1-2-3 Methode wirklich sinnvoll?
Immer wieder stolpern wir im Internet über die 1-2-3 Methode. Es ist eine Methode, die in Bezug auf Kindererziehung, ein Verhalten stoppen oder starten soll. Also mit der man dafür sorgt, dass ein Kind z.B. seinen Wutanfall unterbricht oder ein gewünschtes Verhalten wie z.B. Zähneputzen zeigt. Diese Methode funktioniert durchaus sehr gut, weil sie auf dem klassischen Belohnungs- und Bestrafungskonzept aufgebaut ist. Warum wir sie trotzdem nicht empfehlen erfährst du diese Woche.
Viel Spaß beim Hören wünschen dir Miriam und Cathrin
Unsere im Podcast erwähnte Folge zum Belohnungs- und Bestrafungssystem findest du Hier
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Blogbeitrag zur Podcastfolge:
Oft wird die 1-2-3 Methode als DER Erziehungs-Tipp aufgeführt.
Doch ist das wirklich so, dass diese Methode so hilfreich ist? Und was sind die Nachteile diese Methode bei der Begleitung deines Kindes?
Das Ziel der 1-2-3 Methode ist es, bestimmte Verhaltensweisen beim Kind abzustellen, also zu beseitigen (Wutanfall, schreien …) oder positives Verhalten zu fördern (Kind soll Zähne putzen, aufräumen…).
Sie beruht darauf, dass wenn ein Kind ein bestimmtes gewünschtes Verhalten nicht zeigt oder ein bestimmtes unerwünschtes Verhalten nicht unterlässt eine vorher festgelegte Konsequenz folgt. Um dem Kind die Möglichkeit zu geben sich darauf einzustellen wird nach Mitteilung des Wunsches und Ankündigung der drohenden Konsequenz von 1 bis 3 gezählt. Reagiert das Kind nicht entsprechend folgt die angekündigte Strafe, die unbedingt durchgesetzt werden muss. Denn nur so realisiert das Kind in Zukunft, dass seine Reaktion negative bzw. positive (ausbleiben der Strafe) Folgen hat.
Die 1-2-3 Methode folgt dem klassischen Belohnungs- und Bestrafungsprinzip.
Mit diesem Prinzip haben bereits unsere Vorfahren ihre Kinder gelenkt und wie auch hier oft mit Angst. Wir lehnen diese Art der Kindererziehung ab! Nicht nur, weil sie angstbasiert arbeitet, sondern auch, weil die angedrohten Strafen häufig nichts mit dem Verhalten des Kindes und der eigentlichen Situation tun haben. Auf diese Weise kann ein Kind nicht durch natürliche Konsequenzen lernen, was jedoch für die Entwicklung wichtig ist und das Kind darauf vorbereitet, Konsequenzen und Gefahren auch im späteren Leben einschätzen zu können.
So wird zum Beispiel, wenn das Kind im Kino nicht ruhig ist, angedroht, dass es nach dem Kino kein Eis bekommt, wenn es sich nicht beruhigt. Oder es wird ein Fernsehverbot ausgesprochen, weil das Kind sein Zimmer nicht aufräumt. Verhalten und Strafe stehen also nicht im direkten Zusammenhang.
„Experten“ raten zur Anwendung der 1-2-3 Methode ab dem 2. bzw. 3 Lebensjahr und erklären dazu, dass man den Kindern vorher erklären sollte, wie man in Zukunft auf das unerwünschte Verhalten reagiert.
Kinder in diesem Alter werden wohl kaum die Zusammenhänge durch Erklärungen erfassen, sondern vielmehr die Erfahrung machen, dass nach der Zahl drei etwas Unangenehmes folgt. Sie werden aus der Erfahrung heraus eine negative Konsequenz erwarten und sehr wahrscheinlich aus einer Angst heraus so reagieren, wie die Eltern (oder Großeltern, Erzieher…) es wollen.
Kinder in diesem Alter befinden sich in der sogenannten Trotzphase oder vielmehr im ersten Abnabelungsprozess. Daher gibt es in dieser Zeit häufig Reibungspunkte, wenn man die Entwicklungsphase des Kindes nicht versteht. In dieser Zeit wird dann die wichtige Entwicklung durch diese Art der Kindererziehung unterdrückt.
Wir brauchen neue, andere Erziehungskonzepte, die Kinder auf das Leben als Erwachsener vorbereiten und sie stärken. Die sie glücklich machen und vor allem eine starke Verbundenheit und Vertrauen in der Gemeinschaft fördern!
Und sie dürfen lernen Grenzen zu akzeptieren und Bedürfnisse zu kommunizieren, genauso wie sie lernen dürfen, Wünsche anderer Menschen zu respektieren.